Thema
In den 1950er und 1960er Jahren waren die Gerichtsverfahren gegen NS-Verbrecher ein zentrales Medium für die öffentliche Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus. Theoretisch war der erste Frankfurter Auschwitz-Prozess (1963 – 1965) als ein solcher politischer Akt auf die Feststellung einer politischen Schuld gerichtet. Dies hätte eine historische Gesamtdarstellung der Geschehnisse in Auschwitz-Birkenau, also eine Darstellung des Holocausts im Zusammenhang mit den deutschen Gesellschaftsstrukturen im Dritten Reich, vorausgesetzt.1 Tatsächlich aber wurden die bundesdeutschen NS-Prozesse im Rahmen der deutschen Strafprozessordnung geführt.2 Es handelte sich beim ersten Frankfurter Auschwitz-Prozess praktisch also um einen juristischen Akt. Dieser war auf die Feststellung der persönlichen Schuld gerichtet.
Ziel des Projektes
Die SuS3 des Oberstufen-Profilkurses Geschichte am Gymnasium Heide-Ost lernen verstehen, dass eine Vergangenheitsbewältigung der NS-Vernichtungspolitik durch Strafprozesse allein nicht zu bewerkstelligen war, sondern bis heute eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Sie werden erkennen, dass das deutsche Strafrecht nicht darauf ausgelegt war, einen „systematischen, staatlich betriebenen, bürokratisch organisierten Massenmord“4 zu verfolgen, da die Basis des deutschen Rechts der Subjektivismus ist. Dieser findet seinen Niederschlag in den Grundbegriffen Mord und Totschlag (Motiv), Täter und Gehilfe (Tat) sowie Schuld. Die SuS werden sich mit den praktischen Folgen des subjektiv angelegten deutschen Rechts für den ersten Frankfurter Auschwitz-Prozess auseinandersetzen. Überdies werden sie befähigt, das Spannungsverhältnis zwischen dem Art. 25 GG (Völkerrecht5 ist Bestandteil des Bundesrechts) und dem Art. 103 (2) GG (Verbot rückwirkender Strafgesetze) zu diskutieren.6 Die Arbeitsergebnisse werden in Form eines Buches der Öffentlichkeit kostenlos zu Verfügung gestellt.
Durchführung und Zeitrahmen
Das Projekt startete im Herbst 2016. Zur Vertiefung der Recherchen hat der Geschichtskurs zwei Fahrten durchgeführt. Im Mai 2017 sind die SuS eine Woche nach Krakau und Auschwitz-Birkenau gereist. Zentral waren Recherchearbeiten im Archiv, das sich im ehemaligen Stammlager (Auschwitz I) befindet. Dort haben die SuS über die Personen Informationen erarbeitet, die später dann im Frankfurter Prozess auf der Anklagebank saßen. Im Herbst 2017 hat der Kurs während einer Workshop-Woche in Frankfurt am Main, mit Unterstützung des Fritz-Bauer-Instituts, die Geschichte des ersten Frankfurter Auschwitz-Prozesses und die Bedeutung, die Fritz Bauer für das Zustandekommen dieses Verfahrens hatte, eingehend studiert. Der Zeitrahmen für das Projekt umfasste etwa ein Kalenderjahr7 .
1 Dazu eingehend Pendas, Devin O.: Der Auschwitz Prozess. Völkermord vor Gericht. München 2013, S. 307 ff.
2 Ebd., S. 57.
3 Schülerinnen und Schüler
4 Ebd.
5 Zum Beispiel wurde der Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess nach dem Völkerrecht geführt.
6 Grabitz, Helge: Die Verfolgung von NS-Verbrechen in der Bundesrepublik Deutschland, der DDR und Österreich. In: Steininger, Rolf (Hrsg.): Der Umgang mit dem Holocaust. Europa - USA - Israel. 2. Auflage. Wien, Köln, Weimar, Böhlau 1994, S. 198 ff., besonders S. 203.
7 Abzüglich der Ferien
Das Werner-Heisenberg-Gymnasium unterhält seit vielen Jahren einen Schüleraustausch mit Minsk/Weißrussland. Mit den Lehrkräften Claus-Peter Kock und Friedrich Bauch wurde 2017 geplant und umgesetzt, den sog. Russenfriedhof in Heide, Westermoorweg und die Zwangsarbeiter-Friedhofsanlage auf dem Heider Südfriedhof mit deutschen und weißrussischen Schüler -innen zu pflegen. Danach erfolgte eine gemeinsame Veranstaltung einschl. einer Andacht auf dem Russenfriedhof in Gudendorf mit Pastor a.D. Dietrich Stein, dem örtlichen Bürgermeister und dem Gründungsmitglied der Friedhofsanlage Günther Wilke. Die Stadtgärtnerei und die Friedhofsgärtnerei der ev. Kirche leisteten Vorarbeiten und versorgten uns mit Arbeitsgeräten und Material. Zur Gedenkveranstaltung in Gudendorf erschien aus Berlin der Botschaftssekretär Schamankow.
Der Vorsitzende konnte vor Schülern aus der weissrussischen Hauptstadt Minsk einen Vortrag über das deutsche Verfassungssystem halten und mit ihnen über demokratische Strukturen sprechen. Berndt Steincke zeigte abschließend in der Aula des WHG vor Schülern, Lehrern und Eltern einen selbst erstellten kurzen Videofilm über die gemeinsamen Aktionen und überreichte ihn allen deutschen und weissrussischen Schülerinnen und Schülern zur Erinnerung (dazu auch eine DVD mit den Fotos der drei gemeinsamen Aktionen).
Theateraufführung in Heide GHO und Studienreise Prag - Theresienstadt 2017
Das Konzentrationslager Theresienstadt wurde im 2. Weltkrieg von den Nationalsozialisten propagandistisch als harmloses Arbeitslager dargestellt. Das Unterrichtsprojekt mit Reisen nach Prag und Theresienstadt und einer selbst entwickelten Theateraufführung über das Thema „Holocaust“ im Forum des Gymnasiums Heide-Ost entlarfte diese Lüge. Über den damaligen Umgang mit der der jüdischen Kultur fand in einer ehemaligen jüdischen Schule in Prag ein Seminar mit Dr. David Fligg aus London statt. Die Herablassungen der Nationalsozialisten aber auch namhafter deutscher Musikschaffenden der damaligen NS-Zeit.
Das jüdische Mädchen Anne Frank steht symbolisch für den Völkermord an den europäischen Juden. Der Text der Ausstellung gewährt Einblicke in die Gedankenwelt einer äußerst begabten jungen Schriftstellerin. Die Schüler -innen der 8. Klasse des Gymnasiums Heide-Ost wurden in Zusammenarbeit mit dem Berliner Anne-Frank-Zentrum als Teamer bzw. Peer Guides ausgebildet, um anderen Schulklassen die Ausstellung zu erläutern. Ca. 2000 Besucher wurden verzeichnet. Zum Rahmenprogramm gehörten eine Filmvorführung im Heider Kino, ein Projekttag im Jüdischen Museum in Rendsburg.
Für den Aufbau und ihr außergewöhnliches Wirken für die Stiftung gegen Extremismus und Gewalt in Heide und Umgebung wurden die früheren Vorsitzenden Berndt Steincke und Klaus Steinschulte vom Vorstand und vom Stiftungsrat zu Ehrenvorsitzenden ernannt.
Der neue Vorsitzende Dieter Beuse würdigte die erfolgreiche 7-jährige Projektarbeit mit Schulklassen aus ganz Schleswig-Holstein als beispielhaft.
In seiner Laudatio sagte er ua.: Wir ehren Berndt Steincke und Klaus Steinschulte für ihre langjährige herausragende Vorstandstätigkeit, indem wir sie zu unseren ersten Ehrenvorsitzenden in der Geschichte der Stiftung ernennen. Auch wenn es Klaus Steinschulte nicht mehr vergönnt ist, dieses Ereignis zu erleben, ist er uns in unser aller Herzen und Erinnerung ganz nah.
Dieses Ereignis findet jetzt 7 Jahre nach Gründung der Stiftung statt, nachdem nun Berndt Steincke die Aufgabe des Vorsitzenden in andere Hände gelegt, die Vorstandsarbeit jedoch - zu unser aller Glück -nicht aufgegeben hat. Er bleibt als kooptiertes Mitglied des Vorstandes dabei!
Vorstand und Stiftungsrat sind sich geschlossen einig, dass Beiden diese Ehrung zuteil werden soll,
Ein Projekt der 12./13. Schulklasse des Gymnasiums Heide Ost.
Ein brisantes Geschichtsthema, welches gerade in der heutigen Zeit eine erhellende Bedeutung erlangt. Die Vernichtung von 6 Mio. Juden war schon ein Zivilisationsbruch. Die Vernichtung von 27 Mio. Menschen durch den Russlandfeldzug hat dieses Leid noch einmal ins Unendliche gesteigert. Der Ostfeldzug war kein herkömmlicher Krieg, sondern ein brutaler Vernichtungskrieg, in dessen Schatten die fabrikartige Vernichtung von Menschen in oft versteckten Östlichen KZs erst möglich wurde. Dieser geschichtlichen Tatsache ins Auge zu sehen, war das Motiv dieses bemerkenswerten Projekts.
Eine Ausstellung des Bundesamtes für Verfassungsschutz, die in der Fachhochschule Westküste in Heide gezeigt wurde. Über 2000 Besucherinnen und Besucher haben sich die Informationen angesehen.Auch die Heider Muslim-Ahmadiyya-Gemeinde stellte sich mit uns auf die Seite der Aufklärung und konnte aus ihrer Gemeinschaft eine kleine Ausstellung als Ergänzung zeigen. Für die Studentinnen und Studenten war dieses Angebot ebenfalls von Interesse.
Die Ausstellung des Bundesamtes für Verfassungsschutz wurde am 21.März 2014 im Heider Berufsbildungszentrum eröffnet.
Sie richtet sich insbesondere an Jugendliche, um sie gegen Werbemethoden und
falsche Behauptungen rechtsradikaler Organisationen immun zu machen.
Etwa 2000 Besucher, darunter eine Vielzahl von Schulklassen, konnten sich über
dieses aktuelle Thema informieren. Zur Vorbereitung wurde der Inhalt im Schulunterricht behandelt.
Die DLZ schrieb: "Berndt Steincke, Vorsitzender der Heider Stiftung gegen Extremismus und Gewalt, wagt einen Vorstoß und fordert zumindest eine Debatte darüber, ob die Carl-Diem-Halle umbenannt werden soll...".
Durch einstimmigen Beschluss der Heider Ratsversammlung am 11.9.2013 wurde die Sporthalle in "Helmut-Lanzke-Halle" umbenannt. Der erfolgreiche Turner und beliebte Turnlehrer (am 30. Juni 2013verstorben) hat nach übereinstimmender Meinung der Heider Bevölkerung diese Ehrung verdient.
Der vorherige Vorsitzende Berndt Steincke hatte als Magistratsmitglied 1984 einer Umbenennung nicht zugestimmt. Diesen Fehler korrigierte er 2013 durch eine Initiative über die Stiftung gegen Extremismus und Gewalt für eine Umbenennung der Gustav-Frenssen-Straße. Zwischenzeitlich hatte Propst Dr. Crystall mit seiner Doktorarbeit eine eindrucksvolle Analyse und hervorragende Grundlage für eine erneute kritische Diskussion geschaffen.
Die Stiftung gEuG trat deshalb an die 13. Schulklasse des Gymnasiums Heide-Ost mit der Bitte heran, über eine geschichtliche Aufarbeitung - zusammen mit Propst Dr. Andreas Crystall - eine neue Entscheidungsgrundlage für die Heider Stadtvertretung zu erstellen.
Am 17.12.2013 fand nach monatelanger gründlicher Projektarbeit der Schüler/-innen unter der Leitung des Lehrers Dr. Matthias Duncker eine öffentliche Informationsveranstaltung im Forum des Heider Schulzentrums statt.
Die Übergabe der Schülerarbeiten erfolgte am 19.12.2013 im Heider Bürgerhaus an Bürgermeister Ulf Stecher. Presse und Fernsehen berichteten über dieses gemeinsame Projekt von Stiftung-Gymnasium Heide-Ost und Propst Dr. Andreas Crystall umfangreich.
Die Heider Stadtvertretung hat mit ihrem Bauausschuss am 8.4.2014 die Umbenennung zur Lilly-Wolff-Straße beschlossen.
Öffnungszeiten
15. November 2011 bis 31. Januar 2012: Montag bis Freitag 9.00 - 16.00 Uhr in der Fachhochschule Westküste
4. Juni 2012 bis 27. Juni 2012: im Elbeforum Brunsbüttel
Vor rund 60 Jahren hielten die Züge mit russischen Kriegsgefangenen an der sogenannten Schweineweide an. Man öffnete die Türen der Viehwaggons und zog die toten Gefangenen heraus. Sie wurden an Ort und Stelle verscharrt. Diese Menschen verloren noch im Tod ihre Würde. Gleiches geschah den Gefangenen, die im Lager an der Heider Rennbahn oder in den Umlandsgemeinden starben.
Schülerinnen und Schüler einer 12. Klasse des Werner-Heisenberg- Gymnasiums haben sich mit der Geschichte dieser Menschen und des Kriegsgräberplatzes beschäftigt und ein erstaunliches Ergebnis erzielt. Zusammen mit dem Mitglied des Stiftungsrats , Gerd Glüsing konnten über 60 Namen der toten Russen ermittelt werden.
Wir hoffen, dass die Beiträge in dieser Broschüre den fast vergessenen Kriegsgräberplatz wieder in das Bewusstsein der Heider Bevölkerung rücken. Wir alle sollten uns erinnern und uns mit Respekt vor den Toten verneigen.
Eine Ausstellung der Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten Wolfenbüttel in Verbindung mit einer Ausstellung des Oberlandesgerichts Schleswig sowie regionalen Teilen, die von Schülern aus den jeweiligen Ausstellungsorten erstellt werden.
Dies ist ein Projekt des Werner-Heisenberg- Gymnasiums mit Beteiligung der Stiftung gegen Extremismus und Gewalt in Heide und Umgebung und der St. Jürgen Kirchengemeinde mit Unterstützung von Standesämtern, dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., Archiven und Privatpersonen.
Ein Jahr lang haben die Schüler und Schülerinnen in Literatur und den Archiven recherchiert, haben Zeitzeugen in Deutschland und in der Ukraine befragt und eine Ausstellung konzipiert.
Übergabe der Gedenktafeln und der Broschüre bei einem Freiluftgottesdienst am 7. Mai 2009 auf dem St. Johannes Friedhof Heide
Einen Ausschnitt der Grußworte des Bundestagsabgeordneten Ingbert Liebing stellen wir Ihnen in unserem Multimedabereich zur Verfügung
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Stiftung mit Heider Umlandgemeinden
Einen Ausschnitt der Rede stellen wir Ihnen in unserem Multimedabereich zur Verfügung >> Jetzt anhören
Mit vorbereitendem Unterricht und Schulklassenbesuchen
Einen Ausschnitt der Abschlussrede Berndt Steinckes mit anschließendem Interview der Zeitzeugin
Ingrid Wecker stellen wir Ihnen in unserem Multimedabereich zur Verfügung
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Mit vorbereitendem Unterricht und Schulklassenbesuchen